Spagyrik

Schon im Mittelalter wurde die Spagyrik (griech. spao = trennen, lösen, scheiden, ageiro = binden, vereinen) von alchemistisch arbeitenden Heilern entwickelt und angewendet. Neben dem berühmten Arzt, Alchemisten und Philosophen Paracelsus (Philippus Theophrastus Bombastus von Hohenheim, 1493-1541) waren es im 19. Jahrhundert vor allem Carl-Friedrich Zimpel (1801-1879), Cesare Mattei (1809-1896) und später Alexander von Bernus (1880-1965), die ihre eigenen Varianten der Spagyrik entwickelten.

Das Grundprinzip der Alchemie „solve et coagula“ bedeutet „trennen und wieder zusammenfügen“. Die Spagyrik zerlegt diesem Prinzip folgend eine pflanzliche, mineralische oder heutzutage auch körpereigene (z. B. Blut) Ausgangssubstanz in ihre „wertvollen“ bzw. „nutzlosen“ Bestandteile und fügt sie dann neu zusammen (s. u.).

In der Alchemie wird allem, was existiert und jedem Lebensprozess eine unsichtbare Lebenskraft zugeschrieben. In dieser Lebenskraft sind die Prinzipien Sal (das materialisierende Prinzip), Sulfur (das beseelende Prinzip) und Mercurius (das belebende, zwischen Sal und Sulfur verbindende Prinzip) wirksam. Am Beispiel einer zu verarbeitenden Pflanze bedeutet das vereinfacht gesagt: Sal entspricht der Wurzel der Pflanze, Sulfur ihren Blüten und Blättern und Mercurius ihren Stielen und Stängeln. Die Wurzel steht für das Erdige, das Materielle. Die Blüte gibt ihren Duft in den Äther und symbolisiert damit das Feinstoffliche, wobei Stängel und Blätter als das zusammenhaltende Prinzip zu verstehen sind, damit das Erdige und das Flüchtige in Verbindung bleiben und nicht auseinander driften.

Der zur Herstellung von spagyrischen Arzneimitteln notwendige mehrstufige Aufbereitungsprozess von Gärung, Destillation und Veraschung (Kalzination) erfolgt heute mit Hilfe labortechnischer Verfahren. Die so erhaltene, „veredelte“ Substanz soll heilkräftiger und therapeutisch wirksamer sein als ihr Ausgangsmaterial. Es wird davon ausgegangen, dass jede spagyrisch aufbereitete Substanz das „Ideal der Heilung“ in sich trägt und so die Selbstheilungs- und Regulationsmechanismen des Körpers stärkt.

Ein wissenschaftlicher Nachweis für die Wirksamkeit spagyrischer Arzneimittel konnte in Studien nicht erbracht werden. Heilpraktiker und Patienten berichten aber übereinstimmend von guten Erfahrungen mit der Therapie.

 

Anwendungsbeispiele/Indikationen

  • Augenerkrankungen
  • Blasen- und Nierenerkrankungen
  • Erkältung
  • Grippe
  • Hauterkrankungen
  • Herz-Kreislauferkrankungen
  • Husten
  • Kopfschmerz
  • Rheumatische Erkrankungen
  • Stoffwechselerkrankungen