Die Akupunktur ist Teil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), einem seit über 2000 Jahren bewährtem Behandlungssystem. Die TCM geht davon aus, dass die Lebensenergie (Qi) des Menschen entlang des Körpers in Bahnen, den sogenannten Meridianen, fließt. Auf den 12 Hauptmeridianen finden sich über 360 Akupunkturpunkte, die während der Akupunktur mit Hilfe von dünnen Nadeln stimuliert werden.
Das „Nadeln“ der genau definierten Akupunkturpunkte aktiviert und stärkt die körpereigenen Selbstheilungskräfte und hilft so, die Gesundheit zu erhalten bzw. Krankheiten zu lindern oder zu heilen. Die Wirkungen der Akupunktur auf den Körper sind vielschichtig. Wissenschaftlich nachgewiesen (s. u.) werden konnten z. B. eine positive Beeinflussung des Nerven-, Hormon- und Immunsystems, der Durchblutung u. v. m. Die von den Nadeln ausgehenden Nervenreize hemmen beispielsweise die Weiterleitung von Schmerzsignalen, führen zu einer vermehrten Ausschüttung körpereigener schmerzhemmender Substanzen (Endorphine), wirken mit Hilfe von ausgeschütteten Botenstoffen (Neurotransmittern) auf entfernt gelegene Organe und entspannen das Gefäßsystem, das Bindegewebe und die Muskulatur. Besonders erfolgreich wird die Akupunktur auch in Kombination mit anderen naturheilkundlichen Therapieverfahren, wie zum Beispiel der Osteopathie.
Neben der hier beschriebenen chinesischen Akupunktur mit Nadeln gibt es zahlreiche Sonderformen. Dazu zählen z. B. auf bestimmte Körperareale begrenzte Formen wie z. B. die Ohrakupunktur nach Nogier/Bahr, die chinesische Akupunktur, die koreanische Handakupunktur oder die Schädelakupunktur nach Yamamoto.
Darüber hinaus gibt es „nadellose Varianten“ zur Stimulation von Akupunkturpunkten wie die Elektoakupunktur nach Voll (EAV), die Laserakupunktur, die Farbakupunktur, die Akupunktmassage nach Penzel, die Akupressur, Tuina oder die Moxibustion.
Anwendungsbeispiele (alphabetisch)
Im Jahre 2003 veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Liste mit möglichen Indikationen:
Erkrankungen des Stütz- und Bewegungssystems:
- Arthralgien (Gelenkschmerz)
- Arthritis (entzündliche Gelenkerkrankung)
- Arthrosen (degenerative Gelenkerkrankung)
- BWS-Syndrom (Schmerzen in der Brustwirbelsäule)
- Epikondylopathien (Tennis- oder Golferellenbogen)
- Gonarthrose (Kniegelenks-Arthrose)
- Gonalgie (Kniegelenksschmerzen)
- HWS-Syndrom (Schmerzen in der Halswirbelsäule)
- Ischialgie (Ischiasschmerzen)
- Karpaltunnelsyndrom (Handwurzelschmerz durch Nervenkompression)
- Koxarthrose, Koxalgie (Arthrose bzw. Schmerzen im Hüftgelenk)
- Lumbago („Hexenschuss“)
- LWS-Syndrom (Schmerzen in der Lendenwirbelsäule)
- Myofasziale Schmerzsyndrome (Muskelbinden- und Sehnenschmerz)
- Periarthritis humeroscapularis (Gewebenetzündung)
- Pseudoradikulärsyndrome / Radikulärsyndrome (Nervenwurzelschmerzen)
- Schulter-Arm-Syndrom
- Tendinopathien (Erkrankungen der Sehnen, z. B. Tennis-Ellenbogen, Achillessehnenentzündung)
- Tortikollis („Schiefhals“)
Gastrointestinale Erkrankungen:
- Cholezystitis (Entzündung der Gallenblase)
- Colon irritabile (Reizdarm)
- Colitis ulcerosa (Darmentzündung)
- Gastroenteritis (infektiöse Magen-Darm-Entzündung)
- Gastritis (Magenschleimhautentzündung)
- Hepatitis (Leberentzündung)
- Hyperemesis (übermäßiges Erbrechen)
- Magen-Darm-Störungen, funktionell (Magen-Darmbeschwerden ohne organische Ursache)Morbus Crohn (Darmentzündung)
- Singultus (Schluckauf)
- Obstipation (Verstopfung)
- Ösophagitis (Entzündung der Speiseröhre)
- Ulcus duodeni (Zwölffingerdarm-Geschwür)
- Ulcus ventriculi (Magengeschwür)
Gynäkologische Krankheitsbilder:
- Dysmenorrhoe (starke Schmerzen vor und während der Menstruation)
- Fertilitätsstörungen (Fruchtbarkeitsstörungen)
- Frigidität (Störungen sexuellen Empfindens)
- Geburtsvorbereitung, Geburtseinleitung, Geburtserleichterung
- Klimakterische Beschwerden (Wechseljahrsbeschwerden)
- Laktationsstörungen (Störungen des Milchflusses bei Stillenden)
- Mastopathie (Veränderungen des Brustgewebes)
- Prämenstruelles Syndrom (Beschwerden vor der Menstruation)
Herz-Kreislauf-Erkrankungen:
- Angina pectoris (Brustenge bei koronarer Herzerkrankung, s. u.)
- Durchblutungsstörungen
- Funktionelle Herzerkrankungen (Herzbeschwerden ohne organische Ursache)
- Herzrhythmusstörungen
- Hypertonie (Bluthochdruck)
- Hypotonie (niedriger Blutdruck)
- Koronare Herzerkrankungen (Erkrankungen durch Einengung oder Verschluss der Herzkranzgefäße, z. B. Herzinfarkt)
Neurologische Erkrankungen:
- Fazialisparese (Lähmung des Fazialis-Gesichtsnervs)
- Gesichtsschmerz, atypisch
- Interkostalneuralgie (Nervenschmerzen im Zwischenrippenbereich).
- Lähmungen
- Migräne
- Parästhesien (Missempfindungen)
- Phantomschmerz
- Polyneuropathie (Nervenentzündung)
- Spannungskopfschmerz
- Trigeminusneuralgie (Entzündung des Trigeminus-Gesichtsnervs)
- Vegetative Dysfunktion (Fehlsteuerung des unbewussten Nervensystems)
- Zosterneuralgie (Nervenentzündung durch Herpes Zoster)
Psychiatrische und psychosomatische Störungen und Suchterkrankungen:
- Adipositas („Fettsucht“)
- Bulimie (Ess-Brech-Sucht)
- Depressive Verstimmungen, Depression
- Entgiftungsbehandlung und Therapiebegleitung bei Suchterkrankungen
- Erschöpfungszustände
- Psychovegetatives Syndrom (Beschwerden durch seelisch-nervliche Fehlsteuerung, „schwaches Nervenkostüm“)
- Schlafstörungen
- Unruhezustände
Urologische Erkrankungen:
- Cystitis (Blasenentzündung)
- Enuresis nocturna (Bettnässen)
- Harninkontinenz (unwillkürlicher Harnabgang)
- Impotenz
- Prostatitis (Entzündung der Vorsteherdrüse)
- Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung)
- Reizblase
- Urogenitalbeschwerden ohne organische Ursache (funktionell)